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BFE Schlussbericht Phase I Überbauung Grabenweg

Vier Jahre nach Eingabe des Projektantrages beim Bundesamt für Energie (BFE) wurde anfangs Dezember 2020 der Schlussbericht „Innovative Eigenverbrauchsoptimierung für Mehrfamilien-Arealüberbauung mit lokaler Strombörse – Phase I: Inbetriebnahme und erste Messperiode“ publiziert. Dieser beinhaltet die Auswertung der Messdaten des ersten voll bewohnten Jahres der MFH PlusEnergie-Haus Überbauung Grabenweg in Möriken. Die Resultate sind aussagekräftig und relevant. Das Forschungsprojekt wurde im Dezember 2020 um eine zusätzliche Messperiode eines weiteren Jahres verlängert.

Zusammenfassung Schlussbericht Phase I: Inbetriebnahme und erste Messperiode

In Möriken-Wildegg wurde eine innovative Areal-Überbauung mit 4 Mehrfamilienhäusern als Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) realisiert. Im lokalen Netz wird der Betrieb der 4 Wärmepumpen, ca. 70 Haushaltsgeräte und mehrere Elektromobil-Ladestationen automatisch auf die Produktion der PV-Anlagen abgestimmt. Damit wird der lokale Eigenverbrauchsanteil erhöht und die Netzbelastung reduziert. Im Rahmen des Projektes wurde eine neuartige Software entwickelt, welche die Abrechnung der Energiekosten für die Bewohner basierend auf einem variablen Stromtarif ermöglicht (Realtime-Pricing). Nach dem Verursacherprinzip bekommen die Bewohner einen Anreiz, möglichst viel lokalen Strom zu nutzen. Die energetische Auswertung hat gezeigt, dass ein jährlicher Autarkiegrad von 45% ohne elektrischen Speicher erreicht werden konnte. Als grösster Speicher wurde die thermische Masse des Gebäudes gezielt genutzt, um die Wärmepumpen effizient mit möglichst viel Sonnenstrom zu betreiben. Es wurden Jahresarbeitszahlen > 4 erreicht inkl. Brauchwarmwassererwärmung. Zudem wurden die Gebäude nach den Minergie-Kennzahlen ausgewertet, was zu sehr guten Resultaten führte (die Anforderungen wurden stark unterschritten). Der jährliche Netzbezug des Areals war nur 1’200 kWh pro Person inkl. Haushaltsstrom, Heizen, Warmwasser und Elektromobilität. Im Verlaufe des Projektes hat sich schnell gezeigt, dass mit dem heutigen Tarifmodell keine zusätzlichen Einsparungen für die Bewohner möglich sind aufgrund des zu geringen Unterschiedes zwischen Solar- und Nachttarif. Deshalb wurde für die Bewohner auf den ökologischen Anreiz umgeschwenkt, möglichst viel Solarstrom vom eigenen Dach zu nutzen. Dennoch profitierten die Bewohner von Einsparungen der Stromkosten in der Grössenordnung von 8% im Vergleich zur Situation ohne ZEV.

Ebenso wichtig für solche Projekte ist die Rendite des Eigentümers bzw. Betreibers. Diese konnte durch die Eigenverbrauchsoptimierung gesteigert werden und lag bei ca. 5%. Als wichtige Schlussfolgerung aus dem Projekt kann gesagt werden, dass die Strombörse mit dem variablen Tarif grundsätzliche ihre Funktion erfüllt hat aber aufgrund der heutigen Tarifsituation noch keinen echten Anreiz für die Bewohner ermöglichte. Bei einem zukünftigen Tarifmodell, speziell beim Wegfall des tiefen Nachttarifs, ist der Anreiz jedoch grösser. Das volle Potential der Strombörse kann jedoch erst erreicht werden, wenn auch die externen Stromtarife variabel werden. Im Vordergrund ist dabei die automatische Optimierung der grossen Verbraucher wie Wärmepumpen und Elektromobile. Eine durchgeführte Umfrage hat gezeigt, dass der ökologische Anreiz bei den Bewohnern gut angekommen ist. Die Haushaltsgeräte wurden mehrheitliche mit Solarstrom betrieben, entweder manuell oder über die Automatik-Funktion. Auch die Idee der Solarsteckdose ist gut angekommen. Leider hatte es jedoch zu wenige Elektromobile (nur 2), um signifikante Aussagen machen zu können.

Lesen Sie weitere Details im vollständigen Schlussbericht als PDF: